Behandlung

AltersTraumaZentrum

Behandlung

Ein Sturz oder ein durch Osteoporose bedingter Knochenbruch kann die Selbstständigkeit eines geriatrischen (über 70-jährigen) Menschen akut gefährden. Gerade operative Eingriffe, und die Knochenbruchheilung, die mit komplexen Stoffwechselprozessen einhergehen, stellen eine erhebliche körperliche, geistige und seelische Belastung dar. Vorbestehende Erkrankungen können sich dabei verschlimmern und es kann zu Komplikationen kommen. Daher ist es wichtig, die körperlichen und psychischen Einschränkungen des vielfach erkrankten (multimorbiden) Patienten zu stabilisieren. 
Eine gezielte alterstraumatologische Behandlung dient dazu, jedem Betroffenen die bestmögliche Genesung zu ermöglichen und das zuvor bestehende Leistungsniveau wiederherzustellen. Die Behandlung gliedert sich dabei in vier Phasen.

Phasen der Behandlung

Phase 1 – vor der Operation

Die erste Versorgung der Patientinnen und Patienten erfolgt in der Notaufnahme der Unfallklinik (Klinikzentrum Nord). Hier wird zunächst der Schmerz behandelt und eventuelle Wunden werden versorgt. Mithilfe von Untersuchungen, Laborwerten und Röntgenbildern wird die Diagnose gestellt, um die nächsten Schritte zu planen. Mit dem Ziel, dass die Patientinnen und Patienten schnell unter Vollbelastung mobilisiert werden können, wird in den meisten Fällen eine Operation notwendig. Dazu erfolgt die Narkosevorbereitung durch die Anästhesie. Das Narkoseverfahren wird sorgfältig auf die individuellen Vorerkrankungen abgestimmt. Alle Maßnahmen werden mit dem/der Verletzten selbst und/oder den Angehörigen und bei Bedarf den betreuenden Personen ausführlich besprochen.
Besonders wichtig in dieser Phase ist die geriatrische Ersteinschätzung: Bereits bei der Aufnahme wird geprüft, ob nachfolgend eine geriatrische Weiterbehandlung notwendig wird. Eine speziell geschulte Fachkraft erfasst alle bestehenden Begleiterkrankungen, um den weiteren Verlauf der Behandlung bestmöglich darauf abzustimmen. So kann zum Beispiel das Risiko eines Delirs (Verwirrtheitszustand) frühzeitig erkannt und Maßnahmen zur Vorbeugung ergriffen werden. 

Phase 2 – Operation

Die Frakturversorgung im OP der Unfallklinik erfolgt bei medizinisch stabilen Patientinnen und Patienten so schnell wie möglich nach Krankenhausaufnahme. Ziel ist es, dem instabilen Knochen wieder Stabilität zu geben, um die Mobilität der Betroffenen so schnell wie möglich wiederherzustellen. 

Phase  3 – nach der Operation

In der Frühphase nach der Operation werden die Patientinnen und Patienten auf der unfallchirurgischen Station (UNN) der Unfallklinik betreut, manchmal ist zunächst, vorübergehend eine intensivmedizinische Überwachung notwendig. Schon am ersten Tag nach dem Eingriff erfolgt in der Regel die schrittweise Mobilisierung, damit die Verletzten sich schnell wieder erholen. Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten leiten gezielte Bewegungsübungen an, die sich nach dem Verletzungsmuster und der durchgeführten Operation richten. Auch Ergotherapie, Logopädie und (Neuro-)Psychologie können dabei je nach Bedarf unterstützen.
Wichtig ist auch, den Organismus nach der Operation wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dazu gehören neben der Atemgymnastik eine gezielte Schmerztherapie und die Wiederherstellung der Stoffwechselsituation. Auch das Delirrisiko wird sorgfältig überwacht, um akute Verwirrtheitszustände zu vermeiden. Sobald die körperliche Stabilität es zulässt und eine erste Wundheilung eingesetzt hat, erfolgt die geplante Verlegung in eine der kooperierenden geriatrischen Kliniken (Die Verlegung erfolgt in den meisten Fällen zwischen Tag 3 und Tag 10).

Phase 4 – die geriatrische Behandlung

Zusätzlich zur Weiterbehandlung der akuten Erkrankung und ihrer Folgen werden in der Geriatrischen Klinik am Klinikum Dortmund oder im Hüttenhospital intensive Rehabilitationsmaßnahmen durchgeführt. Ein Geriater leitet das interdisziplinäre Team, das aus Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Pflegekräften besteht. Gemeinsam erstellen sie einen individuellen, maßgeschneiderten Therapieplan, der auf die spezifischen alterstypischen Begleiterkrankungen abgestimmt ist.
Die Pflegekräfte führen eine „aktivierende Pflege“ durch. Das bedeutet, dass die Patientinnen und Patienten dazu ermutigt und angeleitet werden, möglichst viele Dinge des täglichen Lebens selbstständig durchzuführen und dabei gezielt an ihren Defiziten zu arbeiten.
Das Hauptziel all dieser Maßnahmen ist es, die körperlichen und geistigen Einschränkungen, die durch das akute Ereignis entstanden sind, so gut wie möglich zu beheben und den weiteren Abbau durch die vorübergehende Immobilität zu verhindern. Nicht selten werden Risiken minimiert und Erkrankungen behandelt, die vorher gar nicht bewusst waren. Dadurch steigen die Chancen, dass die Patientinnen und Patienten nach dem Krankenhausaufenthalt wieder selbstständig leben können. In vielen Fällen gelingt es, die Rückkehr nach Hause direkt zu ermöglichen. Sofern dies nicht der Fall ist, wird unterstützend nach Alternativen gesucht. Der Sozialdienst unterstützt dabei, indem er die Organisation der Versorgung nach der Entlassung übernimmt und, wenn nötig, Rehabilitationsmaßnahmen oder Hilfsmittel beantragt.

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